Alternatives Mittagsgebet

Mittagsimpuls, 19. Jänner 2021
Die Geschichte vom Sprung in der Schüssel
Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei große Tonschüsseln hatte, welche von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug. Jeden Tag ging die Frau von ihrem Haus zum Fluss um Wasser zu holen. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende der langen Wanderung war die Schüssel mit dem Sprung jedoch nur noch halb voll.
Zwei Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die andere Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war.
Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zurück zu deinem Haus immer Wasser läuft.”
Die alte Frau lächelte: „Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause gehen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Jeden Tag freue ich mich über den herrlichen Duft, den diese Blumen verstreuen. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.”
„Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn“ Gen 1,27
Der Mensch ist also ein Abbild Gottes. Das ist ein Ausdruck dafür, wie wertvoll der Mensch ist. Erkennen auch wir diesen Wert im Gegenüber und uns selber? Unsere Macken machen uns einzigartig. Was machen wir damit? Wie können wir diese nutzen?
Mittagsimpuls, 19. Jänner 2021
Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.1 Joh 4,11
Der russische Dichter Leo Tolstoi beschäftigt sich in seiner Erzählung: „Wovon die Menschen leben“ mit drei Fragen:
- Was ist in den Menschen?
- Was ist den Menschen nicht gegeben?
- Wovon leben die Menschen?
Die erste und die dritte Frage laufen auf das gleiche hinaus: nämlich, dass den Menschen Liebe gegeben ist und das sie von Gott und aus Gott leben, der in ihnen wohnt. Liebe und Leben haben also miteinander zu tun, denn ein Leben ohne Liebe endet im Tod, ein Leben mit Liebe findet seine Bestimmung in Gott.
Gott hat den Menschen das Leben gegeben und er will, dass sie leben. Er will nicht, dass jeder für sich selbst lebt, sondern er offenbarte ihnen was alle brauchen: Sie brauchen die Liebe von Gott und die Liebe zueinander.
Als geliebte und angenommene Menschen sollen wir aber nun auch selbst zu Liebenden werden. Gott zu lieben, aber seinen Nächsten nicht, ergibt keinen Sinn. Denn das Wesen Gottes ist die Liebe – die Zuwendung zu den Menschen. Er ist uns nahe gekommen, durch Christus. Und nur, wenn wir auch unseren Mitmenschen nahe sind, bleibt seine Nähe erhalten.
Gebet von Franz v. Assisi (gekürzt):
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen.
Mittagsimpuls, 13. Jänner 2021
Die aber auf den Herrn hoffen, empfangen neue Kraft, wie Adlern wachsen ihnen Flügel. Jesaja 40,31
Stärken und Schwächen
Kennst du Situationen, in denen du dich wie ein Pinguin in der Wüste fühlst? Ich sah einen Pinguin auf einem Felsen stehen und dachte mir „Musst du auch Smoking tragen? Wo ist eigentlich deine Taille? Und vor allem: hat Gott bei dir die Knie vergessen?” Mein Urteil stand fest: Fehlkonstruktion.
Und da sprang der Pinguin ins Wasser, schwamm dicht vor mein Gesicht. Wer je Pinguine unter Wasser gesehen hat, dem fällt nichts mehr ein. Er war in seinem Element! Ein Pinguin ist zehnmal windschnittiger als ein Porsche! Und ich dachte: „Fehlkonstruktion!” Also nicht lange hadern: Bleib als Pinguin nicht in der Steppe. Mach kleine Schritte und finde dein Wasser. Und dann: Spring! Und schwimm!
Und du wirst wissen, wie es ist, in Deinem Element zu sein. Vertrau auf den Herrn, denn er schenkt dir neue Kraft, du wirst Flügel wie ein Adler bekommen, wirst nicht müde oder matt. Er hilft dir dein Element zu erkennen.
Wann bist du genau in deinem Element, so wie ein Pinguin im Wasser?
Guter Gott, wir sind alle Gotteskinder und von dir gesegnet.
Du hast uns mit Talenten, Fähigkeiten und Stärken beschenkt und
ermutigst uns, sie einzusetzen.
Zeige mir meinen Platz in der Welt,
von dem aus ich mich entfalten kann.
Mache meine Augen und Ohren weit auf,
damit ich kein Wesen Deiner Schöpfung vergesse.
So kann ich an Deiner Vision von einem friedlichen Zusammenleben
teilhaben und das Reich Gottes auf Erden wachsen lassen.
Amen.
Mittagsimpuls, 23. Dezember 2020
„O Immanuel, unser König und Lehrer / du Hoffnung und Heiland aller Völker: / O komm, eile und schaffe uns Hilfe, du unser Herr und unser Gott!“ (Magnificat-Antiphon zum 23. Dezember)
Voller Sehnsucht erwarten wir den, der kommen soll und fordern ihn auf: „O komm“. Er soll kommen, aber nicht irgendwann, sondern jetzt: „Eile!“ Der, der kommt, soll uns „Hilfe schaffen“ in von Krankheit und Unsicherheit bedrängter Zeit.
Er der kommt, ist der „Immanuel“, der „Gott-mit-uns“. Indem er selbst ganz Mensch wird, kann er uns Menschen, ja der ganzen Welt Hoffnung, Zuversicht und Heilung schenken. Er kann auch unser Menschsein besser machen. Daher rufen wir: „o komm“ – „Veni, veni Emmanuel“.
„Meistens wird Gott ganz leise Mensch.
Die Engel singen nicht.
Die Könige gehen vorbei.
Die Hirten bleiben bei ihren Herden.
Meistens wird Gott ganz leise Mensch,
von der Öffentlichkeit unbemerkt,
von den Menschen nicht zur Kenntnis genommen,
in einer kleinen Zweizimmerwohnung,
in einem Asylantenwohnheim,
in einem Krankenzimmer,
in nächtlicher Verzweiflung,
in der Stunde der Einsamkeit,
in der Freude am Geliebten.
Meistens wird Gott ganz leise Mensch,
Wenn Menschen zu Menschen werden.
(„Weihnachtspost“, aus: Elmar Simma, Wie ein Stern am Horizont. Mit guten Gedanken durch das Jahr, Innsbruck / Wien 2012, 323.)
Mittagsimpuls, 15. Dezember 2020
Steh auf, werde licht, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des HERRN geht strahlend auf über dir. Jes 60,1
In dieser Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten begleitet unseren Adventkalender das diözesane Motto „WERDE LICHT!“. Auch im heutigen Mittagsimpuls orientieren wir uns daran.
Wir befinden uns gerade in einer Zeit, in der wir uns auf das Licht vorbereiten. Gott kommt auf die Erde, er wird Mensch – er wird Licht für die Welt. Dieses Licht kommt in die Dunkelheit der Welt. Es vermag die Dunkelheit zu erhellen und Trost und Hoffnung zu spenden.
Ich denke, diese Hoffnung brauchen wir gerade jetzt, wo alles so trostlos und hoffnungslos erscheint. Aber halt! Ist es wirklich so? Ich meine, wir können einen Beitrag dazu leisten, indem wir dieses Licht der Hoffnung weitergeben. Zünden wir ein Licht an und geben es weiter. Schenken wir es denen, die traurig sind, die ein gebrochenes Herz haben, die großes Leid erfahren, …
Schenken wir dieses Licht weiter, auch trotz physischer Distanz. Geben wir das Licht weiter mit Freude! Verbreiten wir also dieses Licht der Hoffnung und der Liebe. Machen wir uns auf und werden Licht!
Text nach Jesaja 60/61
Mach dich auf und werde Licht!
Überall auf der Welt ist es dunkel.
Menschen stolpern in der Finsternis herum und können ihren Weg nicht finden.
Mache dich auf und werde Licht!
Komm, steh auf und lasse alle Dunkelheit hinter dir.
Denn Gott kommt auf dich zu und erstrahlt in Herrlichkeit.
Darum mach dich auf, wenn es in dir dunkel ist und hol dir ein Licht.
Hol dir dein Licht von der Leuchtkraft deines Gottes, entzünde dein Licht am Licht aller Lichter, an Jesus, und trage dein Licht in die Welt.
Du fragst, wohin du gehen sollst?
Ich sage euch:
Den Traurigen bring die Freude,
die ein gebrochenes Herz haben, denen verbinde die Wunden,
die großes Leid erfahren haben, die tröstet und nehmt sie in die Arme,
sagt ihnen ein gutes Wort.
So seid ihr ein Licht in der Welt und leuchtet unter den Menschen.
Ihr seid Gottes Kinder.
Über euch wacht Gott und macht euren Weg hell.
Segensbitte
Gott segne und behüte uns,
Gott lasse sein Licht leuchten über uns und erwärme uns.
Gott gebe sein Licht in unsere Herzen und in unseren Familien
und schenke uns seinen Frieden.
Mittagsimpuls, 9. Dezember 2020
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
Ps 23,4
Das ist die zweite, ganz anders geartete Szene aus Psalm 23: Die finstere Schlucht. Ein ganz anderes Bild wird sichtbar, Düsternis herrscht vor, wenig Licht und die Wärme ist verschwunden. Vielleicht ist es das Bild einer Felsenschlucht mit engen Wänden, viel Stein und Geröll, welche den Weg versperren und meinen Weg gefährlich machen. Das Ziel ist nicht mehr erkennbar - zu vieles versperrt die Sicht. Gefahren lauern hinter jeder Biegung; die Enge des dunklen Tales nimmt den Atem, Angst breitet sich aus. Wo finde ich Schutz, wo zeigt sich Trost, die mich vor dem Untergang behüten?
In dieser schwierigen Situation, denn davon erzählt dieses Bild, sind der Stock und der Stab des Hirten der einzige Schutz, ja Zuversicht sogar. Der Stock des Hirten vertreibt die mordlustigen Tiere, der Stab dient zur Stütze und gibt außerdem die Richtung an.
Sogar in einem solch finsteren Tal bin ich nicht allein, denn Gott ist bei mir - seine Güte verlässt mich nicht, sein Schutz und Schirm sind mir nicht fern. Diese Gedanken können das letzte sein, woran ich mich noch erinnern kann, wenn um mich herum alles wankt, alles fällt. Denn überkommene Sicherheiten vergehen, wenn ich die Meinen und mich selber zu verlieren drohe. Wenn da keine Hoffnung mehr ist, wenn alles finster und öde ist und Angst mich beklemmt, dann ist da nur noch der Ruf nach dem Stock und dem Stab des guten Hirten: Gott – und an Gott glauben heißt ja auch an Gott festhalten, sogar und vielleicht besonders in Verzweiflung und Not.
Gebet
Guter Gott, du bist mein guter Hirte und mein Licht in der Dunkelheit, deshalb bitte ich dich: Schenke mir Kraft für schwierige Zeiten, Schutz auf meinem Weg, Trost für meine Ängste, Stärkung für meinen Glauben und meine Hoffnung und segne mein Tun und Handeln.
Denn du bist da und hältst mich - du hältst dein Versprechen. Und wenn ich falle, dann nie tiefer als in deine Hände.
Amen.
Mittagsimpuls, 2. Dezember 2020
Ich schaue aus nach dem Herrn meinem Retter: in Geduld will ich warten, bis er sich naht. (vgl. Micha 7,7)
Der Advent ist die Zeit des Wartens. Des Wartens auf Weihnachten, des Wartens auf die Ankunft des Herrn. Diese ersten Adventtage sind heuer auch geprägt durch das Warten auf das Ende eines Lockdowns. Gerade dieses Warten verlangt uns einiges an Geduld ab, lässt uns selbst ungeduldig werden. Die Hoffnung auf rasche Veränderung scheint sehr klein, sie ist höchstens als „Licht am Ende des Tunnels“ greifbar.
Christinnen und Christen sollen Ausschau halten nach Zeichen der Hoffnung, nach dem Herrn, der als Retter kommen wird. Nicht nur in der Feier des Weihnachtsfestes, sondern in unsere eigene Lebenssituation. Wir sollen Menschen sein, die von sich sagen können „ich will warten“, denn ich habe den vor Augen, der „sich naht“, der uns nahekommt, zu Weihnachten und in den Schwierigkeiten des je eigenen Lebens. Die Geduldsprobe ist enorm, aber sie hat ein Ziel, den „Herrn, meinen Retter“ vor Augen.
Wir bitten dich, Gott der Gnade und des ewigen Lebens:
Mehre in uns, stärke in uns die Hoffnung,
schenk uns diese Tugend der Starken,
diese Kraft der Zuversichtlichen,
diesen Mut der Unerschütterlichen.
Dann können wir mutig immer wieder
die Aufgaben unseres Lebens anpacken,
dann lebt in uns eine fröhliche Zuversicht,
nicht umsonst zu arbeiten,
dann tun wir unser Werk und wissen, dass Du,
ohne uns, wo unsere Kräfte versagen,
Deine Ehre und unser Heil wirkst,
Du nach deinem Wohlgefallen.
Stärke in uns Deine Hoffnung.
Amen.
(Karl Rahner)
Mittagsimpuls, 25. November 2020
Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben (Jer 29,11)
In den letzten Wochen lässt einen manches unsicher werden. Die Idee von immer wiederkehrenden Lockdowns lähmt und nervt. Einige Menschen fühlen sich alleingelassen oder erleben eine starke Verunsicherung, die sie an allem zweifeln lässt – an der Kirche, aber auch an Gott. Andere finden jetzt erst recht Halt im Gebet und im Glauben.
Immer öfter in letzter Zeit fällt mir der Text aus dem Buch Jeremia ein:
Denn ich, ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke – Spruch des HERRN –, Gedanken des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. (Jer 29,11-14)
Die Hoffnung ist es, die der Bibel als Grundbotschaft fest eingeschrieben ist. Auch in ausweglos scheinenden Situationen findet Gott doch einen Weg – oder führt einen Weg, der dann letztlich immer das Heil und das Gute zum Ziel hat. Nicht umsonst sagt auch Jesus im Johannesevangelium über seinen Weg mit den Menschen: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10)
In einer Zeit, die uns oft etwas zäh vorkommt, sollten wir als Christ*innen versuchen lebendig zu bleiben, in Kontakt zu bleiben mit uns selbst und mit anderen … Wir können trotz der digitalen Flut mit allen Sinnen leben und Abwechslung für uns und füreinander schaffen so gut es eben geht – wenn auch vielleicht nur im kleinen Kreis. Wir können Mut auf Zukunft machen. Fragen dazu könnten sein: Wem könnte ich heute Mut machen? Was kann ich heute tun, damit es jemand besser geht? Was kann ich tun, damit es mir besser geht?
Mir helfen zur Motivation oft Lieder – hier ein Lied, dass ich in letzter Zeit gern höre: BLAKE MCGRATH "LOVE MYSELF"
Segen
Deine Ideen mögen in dir lebendig sein und reifen,
ausgesprochen werden und sich aufschwingen
zu gutem Ratschluss, guten Fügungen und guten Werken.
Deine Hände mögen anfassen,
Bewegung und Veränderung gestalten
zu Schönem, Nützlichem und gut Gemachtem.
Deine Seele möge dich behüten und dich anfeuern,
dir Kreativität, Freude und Neugier schenken,
aber auch Gelassenheit, Zufriedenheit und Dankbarkeit.
(veränderter Segen von Gernot Candolini)
Mittagsimpuls, 18. November 2020
Denn du bist mein Fels und meine Burg; um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten. Ps 31, 4
Impulsgedanken:
Eigentlich haben wir doch alle Bilder im Kopf von Gott und der Welt. Eine Vorstellung davon, wie jemand ist, was er oder sie tut, wie er oder sie charakterlich ist. Wir haben auch ein Bild von Gott, denn die ganze Bibel ist voll von Gottesbildern. Selbst Menschen, die nicht an Gott glauben, denken viel darüber nach, was sie auf keinen Fall glauben wollen. Was sie ablehnen, ist aber dann auch ein ziemlich konkretes Gottesbild.
Und wie stellst du dir Gott vor? Wie ist Gott denn so? Ein alter, weiser Mann, der im Himmel thront? Oder eine gute, große Macht, die überall auf der Erde wirkt? Oder ist Gott jemand, der genau Buch führt über gute und böse Taten der Menschen, um sie am Ende zu belohnen oder zu bestrafen? Ist Gott einfach die Liebe? Eher ein Mann oder eine Frau? Gott, der oder die uns gut zuhört, wenn wir beten und dann alles zum Guten wendet? Eine Spannende Frage, finde ich!
Bilder, Vorstellungen, (Vor-)Urteile helfen uns, uns in der Welt zurechtzufinden. Es gibt uns Sicherheit, wenn wir etwas oder jemand „einordnen“ können. Das ist gut und richtig. Schwierig wird es erst dann, wenn wir mit unseren Bildern Gott und die Welt einengen.
Was ist der Vorteil, sich ein Bild zu machen und was ist die Gefahr an einem Bild? An welcher Stelle einer Beziehung hilft ein Bild und wann müssen wir ein Bild loslassen? Und gilt das nur für ein Bild von Gott oder auch in der Beziehung zu anderen Menschen?
Gott will, dass wir weder einander noch IHN in unsere Vorstellungen pressen. Leben und Glaube gelingt nur, wenn wir miteinander in Begegnung kommen, wenn wir eine echte Beziehung aufbauen.
Jesus sagt uns: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. (Lk 10, 27)
Herr, ich verlasse mich auf dich, du begleitest mich.
Ich verlasse mich auf dich, du tröstet mich.
Ich verlasse mich auf dich, du begegnest mir in meinen Nöten.
Ich verlasse mich auf dich, denn auf dich kann ich bauen…
Denn du bist mein Fels und meine Burg; um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.
Amen.
Mittagsimpuls, 11. November 2020
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Mt 25,40
SEHEN – URTEILEN – HANDELN
Armut, Ungerechtigkeit, Krieg, Flucht, Krankheiten, … in unserer Welt gibt es viele dunkle Flecken.
Jesus Christus hat uns in diese Dunkelheit Licht und Hoffnung gebracht, er hat uns berufen, mit ihm das Reich Gottes hier auf Erden mitzugestalten.
Im heutigen Mittagsimpuls wollen wir über „SEHEN – URTEILEN – HANDELN“ nachdenken.
Jeder und jede von uns ist angesprochen.
Einer, der diesen Ruf wahrgenommen hat, war der heilige Martin. Durch die Teilung seines Mantels hat er Licht in die Welt gebracht. Martin hat nicht lange nachgedacht, Sitzungen und Konferenzen einberufen und Sonderbudgets beantragt. Er hat gehandelt – einfach so – spontan. Es musste eine schnelle Lösung her.
SEHEN – URTEILEN – HANDELN
Er hatte keinen zweiten Mantel, kein Lunchpaket bei sich, konnte dem Bettler wohl weder eine Wohnung noch einen Arbeitsplatz anbieten. Professionelle Hilfe konnte er nicht leisten. Was Martin getan hat, scheint nur eine Kleinigkeit zu sein. Dabei können schon kleine Aktionen und Dinge, zum Beispiel ein Lächeln, Zeit für ein Gespräch, Nachbarschaftshilfe, Sammelaktionen für Notleidende usw. unsere Welt ein Stück heller machen. Martin hat seine Augen und sein Herz nicht verschlossen, er hat nach seinen Möglichkeiten gehandelt.
SEHEN – URTEILEN – HANDELN
Auch heute noch stellt der heilige Martin ein Vorbild für Nächstenliebe und Mut dar. Ein Vorbild, das sein Herz geöffnet und gehandelt hat. Ein Vorbild, dem es nicht immer leicht ist zu folgen. Ein Vorbild, das uns zeigt, dass die Wirkung von kleinen Dingen oft eine große und hellere Welt hervorbringt.
Wir wollen beten:
Guter Gott, dem heiligen Martin ist es oft gelungen,
mit seinen Nächsten so umzugehen, wie du es gesagt hast.
Stärke unseren Glauben an das Gute in uns
und in unseren Mitmenschen.
Gib uns Kraft und Mut, den Menschen zu helfen,
wie Martin es getan und gesagt hat.
Öffne unsere Herzen für Schritte auf dem Weg des Friedens,
der Nächstenliebe und der Gerechtigkeit.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn und Bruder. Amen.
Am Ende laden wir euch ein im Laufe des heutigen Tages eine Kerze/ ein Teelicht anzuzünden. Es kann daran erinnern, dass wir alle, wie Martin, dazu beitragen können, die Welt ein Stück heller zu machen.
(Quelle: Kath. Kirche Vorarlberg – Liturgiebörse)
Mittagsimpuls, 4. November 2020
„Du ließest mich viel Angst und Not erfahren /
du wirst mich neu beleben;
Sei mir ein schützender Fels, zu dem ich allezeit kommen darf!“
(Ps 71,20;3)
Viele von uns bedrängen in diesen Tagen Angst und Not. Gefühle, für die uns die richtigen Worte fehlen. Vielleicht kann das Gebet einen Raum öffnen, diese vor Gott auszudrücken. In unseren Gebeten dürfen, ja müssen wir auch unsere Ängste vor Gott hintragen. Alle Sinn- und Ratlosigkeit, allen Schmerz, alle (Gott-)Verlassenheit.
In den Psalmen der Bibel werden diese Gefühle schonungslos zur Sprache gebracht - „Du ließest mich viel Angst und Not erfahren“ - und bleiben als solche vor Gott stehen. Immer aber rechnen diese Gebete auch damit, dass ein Weiterleben möglich ist, dass Gott der ist, der uns „neu beleben wird.“ Er ist vertraut mit den Ängsten und Nöten der Menschen und gerade deshalb der „schützende Fels“ zu dem wir kommen dürfen, wenn sonst vieles zu zerbrechen droht.
Darum laden wir euch besonders heute zu Mittag ein, um den Frieden zu beten, den Gott uns schenken kann:
Gnädiger Gott,
In diesen Tagen scheint es,
als gerate die Welt immer mehr aus den Fugen,
als brächen alle Dämme des Bösen,
als schaffe sich Hass immer ungehinderter Raum.
So viele Menschen verlieren Angehörige und Freunde
durch Gewalt und Terror,
nun auch bei uns.
Wir bitten dich für die Trauernden,
und für die, die an Leib und Seele verwundet sind:
Lass sie Gehör finden für ihren Schmerz
und geduldige Begleitung.
Sei du auch selbst eine Quelle von Trost.
Gott, wir bitten dich für uns,
dass wir uns nicht anstecken lassen
von Hass und Menschenverachtung.
Stärke uns, denen zu widerstehen,
die unsere Gesellschaft polarisieren.
Schließe uns mit allen zusammen,
die nach Verständigung mit Fremden suchen
und nach friedlichem Miteinander.
Wie Jesus uns aufgetragen hat
bitten wir auch für die Feinde des Lebens,
die Angst und Schrecken um sich verbreiten
und sich ihrer Untaten rühmen.
Fall ihnen in den Arm!
Stopf ihnen das Maul!
Zieh sie zur Rechenschaft!
Mach sie zu neuen Menschen,
mit einem Herz für andere
und Achtung für dich und deinen Willen.
Der du das Leben liebst:
Schütze das Glück der Liebenden,
bewahre uns die Fähigkeit,
uns trotz allem am Leben zu freuen.
Gott, guter Gott, bleib uns zur Seite!
Gebet von Sylvia Bukowski (aus: www.reformiertinfo.de/Gebet_angesichts_von_Gewalt_und_Terror-15474-0-84-9.html).