Warum Theologie studieren?
Warum hast du dich entschieden Theologie zu studieren?
Bereits nach meiner Matura in der HTL Kapfenberg und dem Zivildienst hat es mich zum Studium der katholischen Religion gezogen, damals noch mit dem Ziel Lehrer zu werden, mit Chemie in Kombination. Nach längerem hin und her, bin ich 2015 in das Priesterseminar eingetreten und studiere seit Abschluss des Propädeutikums 2016 nun katholische Fachtheologie.
Schon als Kind war es für mich zu wenig, nur zu wissen, wann ich als Ministrant läuten muss, wann wir den Weihrauch verwenden, etc. Immer wollte ich auch wissen, warum wir in der Liturgie etwas so machen und nicht anders. Diese Neugierde blieb bestehen, und mit den Jahren wuchs auch der Glaube an unseren auferstandenen Herrn in mir. Diesen Glauben, diese Freude am Glauben, diese Hoffnung, die mich trägt, wollte und will ich weitergeben, wollte und will ich tiefer verstehen und reflektieren. So kam ich zur Theologie, und so blieb ich bis jetzt - trotz aller Höhen und Tiefen, die u.a. so eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben mit sich bringt.
Was ist das Besondere an deinem Studium?
Kurz und bündig würde ich sagen, dass die vielfältige „theologische Landschaft“ das Besondere am Theologiestudium ist. Was alles zu einem Studium der Theologie dazugehört, kann einen am Beginn tatsächlich abschrecken – angefangen bei den Sprachen, über die Philosophie, die Bibelwissenschaften, Geschichte usw. usf. – aber keine Sorge, der Schrecken wird nicht weniger. Doch ein wenig Spannung braucht’s im Leben. Und Vielfalt hat noch nie geschadet!
Welchen Tipp hast du für Erstsemestrige?
Mit Sicherheit bin ich nicht der Richtige, um an dieser Stelle einen Tipp für ein „gutes“ Theologiestudium abzugeben (dafür gäbe es formal Fleißigere), und doch möchte ich meinen Zugang kurz darlegen. So vielfältig das Studium der Theologie an der Fakultät ist, läuft man meines Erachtens doch Gefahr, sich „nur“ theoretisch damit auseinanderzusetzen. Auch wenn es nicht auf Anhieb den Eindruck macht, ist Theologie durchaus auch „praktisch“ zu erfahren: in der Auseinandersetzung mit kritischen Anfragen von anderen Menschen, im caritativen Einsatz für Andere, im gemeinsamen Gebet mit Anderen, … Auch wenn das mehr Zeit in Anspruch nimmt und dadurch das universitäre Studium vielleicht ein oder zwei Semester länger dauert, bin ich der Meinung, dass diese eigenen Erfahrungen für das Leben und Arbeiten in der Kirche, in der Schule, im theologischen Bereich insgesamt von unschätzbarem Wert sind.
Was ist das TheoZentrum für dich?
Auch wenn ich, wie schon erwähnt, im Priesterseminar bin und auch dort den „anderen Teil“ meiner Ausbildung wahrnehme, so ist das TheoZentrum zwar nicht unmittelbar Ausbildungsort, aber ein Ort der Begegnung und der Gemeinschaft für mich. In unserer Zeit, vor allem auch seit Beginn der Coronakrise, rutscht vieles nur all zu leicht in den virtuellen Raum. Manches davon ist durchaus wertvoll und als Übergangslösung exzellent, manches wird bestimmt auch über die Corona-Krise hinaus bestehen bleiben, aber eines dürfen wir als Theologinnen und Theologen, dürfen wir als Kirche nicht verlernen: das Gespräch mit unseren Mitmenschen. Egal ob wir unser Studium mit dem Ziel Religionslehrerin oder Religionslehrer, Pastoralreferentin oder Pastoralreferent oder Priester zu werden bestreiten: wichtig ist, dass wir miteinander reden, uns austauschen, miteinander beten. Die Zentrumstage, an denen gemeinsam gekocht, gebetet, gegessen und getratscht wird, sind dafür ein ausgezeichnetes Beispiel. Aber auch bei uns im Priesterseminar, um etwas subtile Schleichwerbung zu machen, ist jede und jeder willkommen, sei es zur Feier der Messe, einfach auf einen Kaffee und ein Tratscherl, oder vielleicht auch, um ein paar Tage in unserer Hausgemeinschaft mitzuleben.
Theologie ist für mich…
herausfordernd, vielfältig, immer aktuell.