Warum Theologie studieren?
Warum hast du dich entschieden Theologie zu studieren?
Als Kind und Jugendlicher durfte ich viele positive und nachhaltig einprägsame Erfahrungen mit Kirche und Glaube machen. Ich bin ein ganz klassisches „Pfarrkind“, sonntags Kirche gehen und sich in der Pfarre engagieren war in unserer Familie normal. Jedoch immer in Freiheit, nie im Zwang für uns Kinder. Diese Erfahrung einer lebendigen Pfarre, dazu ein toller Religionsunterricht in der Schule, haben mich Kirche als einen positiven und sinnvollen Ort wahrnehmen lassen.
Am meisten geprägt hat mich aber meine Zivildienstzeit in der Pfarre Graz St. Andrä, wo ich mit großer Begeisterung und Leidenschaft dabei war und wo mir klar wurde, dass ich auch in Zukunft an dieser Kirche mitbauen möchte, und so entschloss ich mich für das Theologiestudium.
Welchen Tipp hast du für Erstsemestrige?
Lasst euch drauf ein. Theologie zu studieren ist keine Einbahnstraße. Man studiert nicht Theologie, indem man seine Prüfungen im Eiltempo abrackert und sich dann seinen Magister abholt. Es geht um ganz existentielle Fragen, die das eigene Fundament gehörig ins Wackeln bringen können. Das kann oft wirklich frustrierend sein und manchmal fühlt man sich wie auf einer Schaukel: man ist zwar ständig in Bewegung, aber man kommt keinen Meter vorwärts. Und dennoch ist es die Reise absolut wert, ich kann jedem, der bereit ist sich darauf einzulassen, ans Herz legen das Theologiestudium zu wagen.
Wie stehen Studium und Glaube für dich zusammen?
Die beiden stehen für mich keineswegs in einer rein harmonischen Verbindung, oft reiben sie sich, und zwar gewaltig. Und ich glaube, das ist auch gut so. Glauben heißt, sich auf Gott einzulassen, und das ist wahrlich nicht immer leicht. Im Studium werden viele Illusionen genommen, der viel zitierte „Kindheitsglaube“ kommt ins Wanken und auch Fallen. Es kann Phasen im Studium geben, wo man glaubt, den Glauben komplett verloren zu haben. Es kommen auf diesem Weg viele Fragen auf, und viele von ihnen bleiben unbeantwortet. Das ist aber eine wertvolle Erfahrung, denn so wie das Leben nicht immer vorwärts geht, hat auch der Weg mit Gott viele steinige Wege und finstere Nächte parat. Und wenn durch das Studium auch viel durcheinandergewirbelt wird, so bleibt doch die kindliche Erfahrung des Gottvertrauens. Das Vertrauen, dass Gott jeden Weg mit uns geht und immer da ist.
Kann Theologie etwas dazu beitragen, dass Leben gelingt?
Nicht durch die Vordertür, aber dennoch. Glaube und Kirche können etwas zu gelingendem Leben beitragen, und ich meine, dass Theologie das Fundament ist, das den Glauben erdet, ihn prüft und vernunftgemäß begründet.
Theologie ist für mich…
…verblüffend, begeisternd, provozierend.