Warum Theologie studieren?
Warum hast du dich entschieden Theologie zu studieren?
Als ich 2014 erfolgreich meine Matura abgelegt und damit auch die Schule mit viel Mühe endgültig hinter mich gebracht hatte, wusste ich als einer von wenigen in meiner Klasse noch nicht, wie ich eigentlich mein Leben konkret gestalten wollte. Viel Zeit zu überlegen, blieb mir jedoch ohnehin nicht, da ich bereits im September des gleichen Jahres meinen Wehrdienst beim Österreichischen Bundesheer angetreten hatte und ich mich daher zunächst mit anderen Aufgaben konfrontiert sah.
In dieser Zeit verfestigte sich allerdings zusehends der bereits länger gehegte Wunsch, mich für ein Studium an der Universität Graz einzuschreiben und so habe ich im Herbst 2015 die ersten Vorlesungen meines Studiums der Umweltsystemwissenschaften mit Schwerpunkt Naturwissenschaften-Technologie besucht.
Bereits im zweiten Semester wurde mir jedoch klar, dass dieses Studium zwar sehr zukunftsträchtig und stellenweise auch interessant war, ich dem Ganzen aber keine wirklich anhaltende Begeisterung abgewinnen konnte. Insofern habe ich mich im Herbst 2016 entschlossen mich neu zu orientieren und stand vor der Entscheidung wie es denn weitergehen sollte. Ich habe mir daraufhin die Fragen gestellt: Was interessiert mich wirklich und wo könnte ich mir meine berufliche Zukunft vorstellen? Ich habe mir deshalb noch einmal sehr genau das Studienangebot der Karl-Franzens-Universität durchgesehen und bin daraufhin über die Curricula der Theologischen Fakultät gestolpert. Schon nach kurzem Einlesen in die Inhalte der theologischen Studien, wurde mein Interesse geweckt und ich habe damit begonnen mich intensiv über die Theologie zu informieren. Nach reiflichem Überlegen und Rücksprachen mit Freunden und Familie habe ich dann schlussendlich doch die finale Entscheidung getroffen und habe an der Theologischen Fakultät begonnen Katholische Fachtheologie zu studieren, ohne zu wissen, ob dieses Bild, dass ich mir vom Studium gemacht habe, auch der Realität entspricht. Diese Entscheidung hatte damals vor allem zwei Gründe: Zum einen hat mich der ungeahnte Reichtum erstaunt, den dieses Curriculum geboten hatte. Von Philosophie, Ethik, Geschichte, Literaturwissenschaft, Rechtswissenschaft, Philologie, Kunstgeschichte, Kodikologie, etc. war alles dabei, was man sich nur vorstellen konnte. Zum anderen haben mich existentielle Fragen, die über eine rein naturwissenschaftliche Erklärung hinausgehen, bereits früh beschäftigt. Insofern hatte ich mir gedacht, dass mir dieses Studium auch die Möglichkeit bieten könnte, die vielen Fragen, auf die es auf den ersten Blick keine einfachen Antworten gibt, näher zu erforschen. So bin ich also schlussendlich das „Wagnis“ eingegangen und habe den Sprung ins kalte Wasser der Theologie gewagt und kann sagen, dass ich diesen Schritt noch nie bereut habe.
Warum sollten sich andere auf dieses Studium einlassen
Ich glaube, wenn man sich für das Studium der Theologie – sei es Fachtheologie oder Lehramt – entscheidet, hat man sich aus meiner Sicht für eines der schönsten und reichhaltigsten Studien entschieden, die es überhaupt gibt. Keine andere Fachrichtung, ist inhaltlich so breit und vielfältig strukturiert wie die Theologie. Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass es an der Universität keinen zweiten Ort gibt, wo sich Menschen so umfassend bilden können wie an unserer Fakultät. Mit ihren vielen Instituten und unterschiedlichsten Forschungsrichtigen, wird den Studierenden nicht nur die Möglichkeit geboten sich an einem reich gedeckten Tisch des Wissens aus über zweitausend Jahren Theologiegeschichte zu bedienen, sondern sie lernen wie in kaum einer anderen Studienrichtung interdisziplinär zu denken und damit auch Theologie in den Kontexten unserer heutigen Zeit zu betreiben. Denn im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, Theologie sei doch lediglich ein staubiges Relikt aus längst vergangenen Tagen, muss man eher sagen, dass Theologie in einer zunehmend pluralen und interreligiösen Gesellschaft wichtiger ist als je zuvor. Insofern kann man auch sagen, dass es in der Theologie nie langweilig wird, da man immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wird.
Wie gehören Theologie und Kirche für dich zusammen?
Zunächst einmal würde ich sagen, dass zu diesen beiden Dingen noch eine dritte Komponente unabdingbar dazugehört: Der Glaube. Er ist aus meiner Sicht das Bindeglied und gleichzeitig der fruchtbare Boden, auf dem Theologie und Kirche wachsen und gedeihen können. Insofern hängen für mich Theologie und Kirche nicht nur miteinander zusammen, sondern sie bedingen sich auch gegenseitig. Kirche kann ohne Theologie gar nicht existieren, da man ohne sie auch nicht vernünftig von Gott sprechen könnte. Ebenso ist auch ist Theologie ohne die Kirche nicht denkbar, da die Theologie neben Gott immer auch eine Gemeinschaft der Gläubigen voraussetzt, die Gott und ihren Glauben an ihn bekennen und auch dafür sorgen, dass diese Erfahrung des Glaubens die Zeit überdauert.
Welche Tipps hast du für Erstsemestrige?
Du hast dich entschieden ein Studium der Theologie zu beginnen? Dann möchte ich Dir zuallererst herzlich gratulieren, dass du diesen Schritt gemacht hast!
Du bist wahrscheinlich neugierig und voller Fragen und kannst es kaum erwarten dich in die ersten Vorlesungen zu setzen. Ich kann dir versichern, dass du vor allem in den ersten zwei Semestern regelrecht mit neuem Wissen überschwemmt wirst. Hier kann ich dir gleich einen guten Tipp geben: Lass dich davon nicht erdrücken, sondern begegne den Inhalten der Lehrveranstaltungen mit Offenheit und tauche in die Welt der Theologischen Wissenschaft ein. Wenn etwas dein Interesse geweckt hat, dann forsche nach! Wenn du etwas nicht verstehst, frage nach! Die Professorinnen und Professoren sind dankbar für Rückfragen. Sei offen und lass dich auf dein neues Studium ein, du wirst deinen eigenen Weg durchs Curriculum früher oder später ohnedies finden.
Vielleicht bist Du angesichts deiner neuen Studienwahl aber auch zurückhaltend, vielleicht bist du auch unsicher oder fragst dich gar, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen ist? Vielleicht gehen Dir Fragen wie diese durch den Kopf: Wird das Studium wirklich so wie ich es mir vorstelle? Muss ich an Gott glauben oder jeden Sonntag in die Kirche gehen, damit ich das Studium schaffe bzw. durchhalte? Wie fest muss mein Glaube sein? Oder wenn ich gläubig bin, muss ich dann Angst haben, dass ich meinen Glauben durch das wissenschaftliche Studium verlieren könnte? Was wenn ich in eine „spirituelle Sackgasse“ oder gar eine Glaubenskrise gerate?
Was auch immer du für Gedanken hast, worauf du dich freust oder wovor du vielleicht Bedenken hast. Ich möchte dir hiermit Mut zu sprechen. Lass all diese Gedanken und Gefühle, die sich in deinem Herzen angesammelt haben, zu und stell dich ihnen. Ich möchte dir einen Rat mitgeben. Egal was dich beschäftigt und insbesondere dann, wenn dich etwas bedrückt, dass dein Studium oder gar deinen Glauben betreffen: Schieb es nicht von dir weg und friss es auch nicht in dich hinein, sondern sprich mit jemandem darüber, zu dem du Vertrauen hast. Das kann ein Priester, ein Ordensmann/Ordensfrau, ein Seelsorger/in, jemand aus deiner Gemeinde oder einfach ein guter Freund/eine gute Freundin sein. Wenn du dir nicht sicher bist, an wen du dich wenden sollest, stehen dir auch jederzeit die Ausbildungsleiter aus dem TheoZentrum zu Verfügung. Mach einfach einen Termin mit jemandem vom Zentrum aus und sprich mit ihnen über das, was du auf dem Herzen hast. Sie können dir mit Sicherheit helfen, da ihre Ohren nah bei den Studierenden sind und ihnen viele Probleme durchaus vertraut sind.
Ich würde aber auch nicht sagen, dass es im Theologie-Studium zwangsläufig zu solchen Situationen kommen muss. Denn in erster Linie solltest du das Studium als deine Ausbildung betrachten und nicht als eine Art wissenschaftlich fundierten „Glaubenskurs“. Dass die Theologie trotzdem teilweise sehr nahe am Leben operiert, ist unbestritten. Trotzdem solltest du nicht vergessen auch mal die Bücher und Lehrveranstaltungsunterlagen ruhen zu lassen und dich nicht zu sehr von gewissen Themen vereinnahmen zu lassen. Mein wichtigster Tipp lautet daher: Verliere niemals die Leichtigkeit und lass dich nicht entmutigen!
Ich wünsche dir viel Erfolg und vor allem Freude bei deinem Studium!
Theologie ist für mich...
...tiefgründig, herausfordernd, aktueller und wichtiger denn je!